Marokko war immer schon den Einflüssen verschiedener Kulturen ausgesetzt. Phönizier, Karthager, Römer, Araber, aber auch Spanier und zuletzt die Kolonialzeit unter Frankreich prägten das Land. Zeugnis fremder Herrschaft sind heute noch die beiden Städtchen Melilla und Ceutà, die noch zu Spanien gehören. In Marokko stellen Abgrenzung, Öffnung und doch Bewahrung der eigenen Identität immer wieder neu auszubalancierende Herausforderungen dar. Auch die Häuser sprechen diese Sprache. Von außen zeigen sie gern eine große glatte Mauern, die nie einen Blick auf das Innere erlauben. Denn das Haus richtet und öffnet sich ganz nach innen. Es bildet ein Viereck um einen Hof, alle Fester gehen hier hinaus, auf Blumen, Bäume und Brunnen. In den einstigen herrschaftlichen Residenzen, die heute für Besucher geöffnet sind, fühlt man sich wie in 1001 Nacht. Wände und Böden mit wunderschönen Mosaiken, ein Labyrinth von schmalen Gängen mit Innenhöfen, die mit blühenden Pflanzen, Palmen und Bananenstauden bepflanzt sind, plätschernde Springbrunnen, die sich mit dem Zwitschern der Vögel mischen. Auf der Suche nach der orientalischen Tradition bietet vor allem Marrakesch im Süden Marokkos tiefe Einblicke.. Das erdige Rot der Stadtmauern, das satte Grün der Palmenhaine, die mittelalterliche Medina mit ihren Palästen und orientalischen Hofhäusern. Nach Einbruch der Dämmerung, wenn der Muezzin zur blauen Stunde seinen abendlichen Klageruf über die Stadt geschickt hat, sammeln sich die Menschen auf dem Platz Jemaa-el-Fna. Zum Rhythmus der Trommler mischen sich die Trötentönen der Schlangenbeschwörer und Affenbändiger. Mit Gesten voller Magie und Geschmeidigkeit ziehen Aristen, Wunderheiler, Boxer und Geschichtenerzähler dichte Ringe von Menschenmassen um sich zusammen.
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