Der Begriff queer hat sich in den USA seit Beginn der neunziger Jahre in Abgrenzung und Weiterentwicklung zu Begriffen wie gay, lesbian oder LesBiGay sowohl als Bezeichnung für eine theoretische Richtung (queer theory, queer studies) als auch als Bezeichnung einer neuen Art von politischem Aktivismus (ACT UP!, Queer Nation, Transgender Nation) etabliert. Sowohl der Begriff als auch die Bedeutungen, die mit ihm assoziiert werden, sind nicht unumstritten, und queer wird auch unterschiedlich verwendet, auch etwa bei der Partnersuche.So wird der Begriff von großen Teilen der schwul-lesbischen Bewegung als Synonym für gay and lesbian benutzt. Eine weitere Bedeutung schließt bisexuelle Identitäten und Personen mit ein, so dass queer als mit lesbisch, schwul und bisexuell gleichbedeutend aufgefasst wird und somit ein erster Bruch mit der hetero-vs.-homo-Dichotomie stattfindet. Eine dritte Möglichkeit ist, queer als ein breit gefasstes Dach für unterschiedlichste Gruppen von Personen zu verstehen, die gegen bestimmte gesellschaftliche Normen verstoßen wollen, darunter nicht nur Lesben, Schwule und Bisexuelle, sondern transgendered persons, Intersexuelle, leatherfolk (in Sinne von Menschen, die Sadomasochismus unterschiedlichster Art praktizieren) und andere. Das "und andere" ist hierbei von zentraler Bedeutung: queer in diesem Rahmen bezieht sich eben nicht mehr nur oder hauptsächlich auf bestimmte Personengruppen, sondern ist ein notwendig unbestimmter Begriff in dem Sinne, dass seine Bedeutung sich laufend verschieben kann und absichtlich nicht klar umreißbar sein soll.
Die queer studies untersuchen etwa, warum in bestimmten Berufsgruppen die homosexuelle Liebe öfter auftaucht als in anderen? Es lässt sich empirisch feststellen, dass es unter den Handwerksberufen vor allem bei Tischlern überdurchschnittlich viele Schwule gibt, und es bleibt der Forschung zu ergründen, warum das so ist. In der Filmbranche dagegen sind es vor allem der Ausstatterberuf, der unter Homosexuellen sehr begehrt ist. Im US-Amerikanischen werden die Ausstatter weit übertrieben "Art Director" genannt, schleppen aber auch hier nur einige Kulissen von A nach B. Es sind diese und ähnliche Phänomene, die bei den Vertretern der queer theory noch Klärungsbedarf haben.